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Die Scherben einsammeln
Beinahe sämtliche Bereiche unseres Lebens sind heute von Technologie durchdrungen. Digitale Endgeräte wirken wie die Peilsender eines ideologischen Staatsapparates und seiner medialen Vortänzer. Einem deutschen Staat, der sich wieder als geopolitische Führungsmacht etablieren möchte und immer repressiver auftritt.
Kneipen und andere Orte des gepflegten Hedonismus waren über geraume Zeitabschnitte, auch Lockdowns genannt, nicht mehr geöffnet. Inzwischen sind die Läden wieder geöffnet und die Getränkepreise auf ein Niveau gestiegen, das sich viele nicht mehr leisten können.
Es fällt zunehmend schwerer dem Ruf des Lustprinzips unbedarft und ungeschoren zu folgen. Wie war das nochmal mit Luxus für alle ?
Kulturindustrie liefert auf Höchststand, während die materielle Wirklichkeit wie das Schienennetz der Deutschen Bahn zu verschleißen scheint. Erleben wir eine Zeitenwende oder leben wir gar in der Endzeit ?
Das Ergebnis wird wohl kaum das Ende der Welt sein, wohl aber das Ende der Welt, wie wir sie kannten. „It’s the end of the world as we know it, and I feel fine“- R.E.M.
Veränderte gesellschaftliche Rahmenbedingungen und Verkehrsformen machen das Hinterfragen einstiger Gewissheiten zu einer unabdingbaren Voraussetzung dafür, kritische Positionen, die sich auf dem Stande der Zeit bewegen möchten, gegenüber Staat & Kapital überhaupt formulieren zu können.
Es gibt in Teilen, jenes fragmentierten Spektrums, einer wie auch immer gearteten radikalen Linken, bereits ein gewisses Bewusstsein über die veränderten Zustände, Bedingungen, und Transformationsprozesse kapitalistischer Vergesellschaftung.
Die Scherben einsammeln und das Töpfern beginnen.
Die hier beworbene Veranstaltung wird hoffentlich Teil einer kollektiven Anstrengung sein, mehr Klarheit über die Dynamik der neuen Epoche in die wir eintreten, zu gewinnen.
“ Praxis ohne Theorie ist nicht minder stur und nicht minder leer, vielleicht sogar sturer und leerer als Theorie ohne Praxis“ Günther Anders
Die Initiatoren dieses Treffens glauben, Praxis tut Not und bedarf doch einer Analyse.
Es soll bei dieser Analyse allerdings nicht darum gehen, dass Zwischenergebnis einer von vornherein falschen Entwicklung; der voranschreitende Kapitalisierung aller Lebensbereiche, eingeschlossen der Seele des Menschen, gegen eine noch schlechtere Zukunft zu verteidigen.
Wir halten es für wichtig Situationen zu schaffen, in denen Menschen, deren geringster gemeinsamer Nenner eine glaubhafte Kritik an Staat und Kapital ist, Möglichkeiten finden, sich zu treffen, zu vernetzen und zu diskutieren um sich mit dem Zeitgeist aus dem Selbstverständnis einer außerparlamentarischen Opposition heraus auseinanderzusetzen.
Das was unter der Bezeichnung „Digitalisierung “ Einzug in unser Leben nimmt, muss auf den Prüfstand gestellt werden. Wir wollen eine Kritik der Technologie erarbeiten. Nicht, weil wir technologischen Fortschritt ablehnen, sondern weil wir davon ausgehen, dass dieser unter kapitalistischen Vorzeichen nicht mit gesellschaftlichem Fortschritt gleichgesetzt werden kann.
Einmal im Monat werden wir einen Text ( oder einen Abschnitt aus einem Buch ) , der sich auf aktuelle Ereignisse beziehen lässt, gemeinsam anschauen um die darin enthaltenen Thesen herauszuziehen und zu diskutieren. Wer es schafft, kann die jeweilige Lektüre im Vorhinein lesen, das soll aber nicht Bedingung sein, um an den Treffen teilzunehmen. Nach Möglichkeit, soll es für jedes Treffen eine kleine vorbereitete Zusammenfassung des besprochenen Materials geben.
Der Einstieg ist jederzeit möglich und ob ihr regelmäßig oder sporadisch erscheint, spielt keine Rolle.
Das erste Treffen wird am 2. Dezember stattfinden und wir werden den Text: „Jenseits des politischen Antifaschismus “ von Aus der brennden Hütte besprechen. https://inferno.noblogs.org/post/2024/07/23/jenseits-des-politischen-antifaschismus/
Es wird Anfangs einen vorbereiten Input geben um das Treffen einzuleiten.
Der Text ist sicher manchen schon länger bekannt, wir halten es aber für sinnvoll ihn noch einmal mit mehreren Leuten zu diskutieren.
Es folgen nun Lektürevorschläge für zukünftige Treffen, bringt auch gern eure eigenen Vorschläge mit :
Wolfgang Pohrt – Nutzlose Welt. Ohnmacht im Spätkapitalismus
Fabio Vighi – Notfallkapitalismus
Günther Anders – Die Antiquitiertheit des Menschen
Realite -The great detournement https://archive.org/details/the-great-detournement/mode/2up
Zynismus und das Scheitern der Kritik – Vladimir Safatle
Imperialismus, Staatsfaschisierung und die Kriegsmaschinen des Kapitals – Achim Szepanski
Grégoire Chamayou – Die unregierbare Gesellschaft
Moses Dobruska – Die Straßburger Thesen
Zeit der Ökologie – Das neue Akkumulationsregime




