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Ankündigung Kantine »Arditi« 21.-26.07.2025
Vielerorts erzielen Bewegungen und Parteien der äußersten Rechten gegenwärtig große Erfolge. Sie sind in Parlamenten vertreten, in einigen Ländern stellen sie Regierungen. Und auch dort, wo sie nicht an der Macht sind, stoßen autoritäre, illiberale und repressive Gesellschaftsentwürfe auf wachsende Akzeptanz. Entgegengetreten wird dieser Tendenz oft mit der Warnung vor einer Wiederkehr des Faschismus.
Doch was kann der Begriff des Faschismus überhaupt fassen? Welche Kriterien müssen gegeben sein, um von Faschismus sprechen zu können? Welche historischen Regime lassen sich als „faschistisch“ bezeichnen und inwiefern sind aktuelle Erscheinungsformen mit diesen vergleichbar? Wird der Faschismusbegriff in der politischen Debatte zu inflationär verwendet? Welche Handlungsoptionen und -notwendigkeiten folgen aus der Diagnose einer faschistischen Gefahr?
Wir möchten dazu einladen, gemeinsam den Blick zu schärfen: Die Kantine Arditi widmet sich dem Faschismus in Geschichte und Gegenwart, fragt nach Möglichkeiten seiner Verhinderung und nach einem zukunftsweisenden Antifaschismus.
Beides, Faschismus und Antifaschismus, bündelt der Titel des diesjährigen Kantine-Festivals: Arditi, so nannten sich italienische Sturmtruppen im Ersten Weltkrieg, aus denen Mussolinis „Schwarzhemden“, aber auch die erste bewaffnete antifaschistische Organisation hervorging, die Arditi del Popolo. Ihre Entstehungsgeschichte macht deutlich, dass aus derselben Kriegserfahrung weltanschaulich entgegengesetzte Schlussfolgerungen gezogen werden konnten.
Auch für heutige Krisen gibt es unterschiedliche Bewältigungsangebote. Daraus ergeben sich Fragen nach der Anziehungskraft und den Erfolgsbedingungen des Faschismus. Antworten gibt es zuhauf: Leiten die einen ihn aus ökonomischen Verhältnissen und einer Klassenlage ab, betonen die anderen kulturelle, sozialpsychologische oder ideologische Faktoren. Häufig stehen sich die Erklärungsansätze unversöhnlich gegenüber. Das hängt mit der Genese des Faschismusbegriffs zusammen, denn dieser entwickelte sich von einer Selbstbezeichnung der Bewegung unter Mussolini zu einer Kampfvokabel, die zeitweise etwa auf die Sozialdemokratie und andere „Konterrevolutionäre“ ausgeweitet wurde. Umgekehrt wurde er im Kampf gegen den Totalitarismus auch mit dem Kommunismus gleichgestellt. Entsprechend vermint ist das Feld der Faschismusinterpretationen.
Wir wollen uns deshalb eine Woche lang auf Orientierungssuche begeben. Uns leitet dabei ein gesellschaftskritisches Interesse: Wir wollen uns nicht auf eine Verteidigung der von rechts angegriffenen Ordnung beschränken. Der Faschismus ist keine Macht, die von außen in die Demokratie einfällt, sondern er ist Produkt von Krisen, die die kapitalistische Moderne selbst erzeugt. Wie dieser Zusammenhang zu denken ist, wird zu diskutieren sein.
Hierzu laden wir Euch vom 21. bis 27. Juli ins Subbotnik in Chemnitz ein. Gemeinsam wollen wir den Faschismus aber nicht nur besser verstehen lernen, sondern auch Gegenstrategien diskutieren. Dabei nehmen wir weltweite Entwicklungen in den Blick, aber auch lokale Bedrohungen. 2018 machte Chemnitz Schlagzeilen mit Hetzjagden auf Migrant_innen und antisemitischen Übergriffen. Es kam zum Schulterschluss von „besorgten Bürgern“, Neonazis und Vertretern der AfD.
Zudem erleben wir nicht erst seit der Bundestagswahl 2025 auch in vielen anderen Parteien – etwa in der Migrationspolitik – einen Rechtsdrift. Die Kantine Arditi soll all jenen einen Raum bieten, die diesen Entwicklungen etwas entgegensetzen wollen und an der Perspektive einer menschlichen Emanzipation festhalten.
Hierzu bedarf es neben der Analyse des Faschismus in Geschichte und Gegenwart auch der Vernetzung, des informellen Austauschs und der praktischen Solidarität. All dies soll das diesjährige Kantine-Festival ermöglichen – mit Vorträgen, Workshops, Diskussionen, kulturellen Beiträgen und vielem mehr. Bringen wir uns und die Verhältnisse zum Tanzen!
Link zur Veranstaltung: https://kantine-festival.org/
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