Details
Gespräche mit Sexarbeitenden, Vorträge & Diskussionen, Ausstellungen, Lesungen, Musik & Andachten – täglich von 10–21 Uhr
Der Anlass
Am 2. Juni 2025 jährt sich zum 50. Mal die Besetzung der Kirche Saint-Nizier im französischen Lyon durch 150 Prostituierte. Dieses historische Ereignis gilt als die Geburtsstunde der Selbstorganisation von Sexarbeiter*innen in Europa, und wird alljährlich am 2. Juni als Internationaler Hurentag gefeiert.
Nichts erscheint uns plausibler, als dieses Jubiläum einer friedlichen Selbstermächtigung von Prostituierten aus einer Kirche heraus auch wieder in einer Kirche zu feiern. Aus diesem Anlass haben wir das Bündnis Hurenaufstand 1975 gegründet. Es besteht aus Repräsentant*innen der Leipziger Peterskirche (namentlich Pfarrerin Christiane Dohrn), mehreren Sexarbeiter*innen (hauptsächlich von family affair) und der Gesellschaft für Sexarbeit- und Prostitutionsforschung (GSPF e.V.). Gemeinsam installieren wir vom 1. bis zum 4. Juni 2025 einen Dialograum Sexarbeit in der Peterskirche unter dem Motto: Huren im Hause des Herrn.
Warum ein Dialograum?
Mit dem Dialograum begegnen wir dem Ausschluss von Sexarbeitenden aus öffentlichen Debatten und den einseitigen Erzählungen über Prostitution in der medialen Berichterstattung. Beim Thema Prostitution wird meist über Sexarbeitende gesprochen, anstatt mit ihnen. Aufgrund des gesellschaftlichen Stigmas bleiben diese Menschen meist unsichtbar. Die öffentliche Debatte über Prostitution wird polarisierend und emotional geführt: Erfolgsgeschichten von selbstbestimmten, zumeist deutschen Sexarbeiter*innen stehen Opfergeschichten ausgebeuteter Migrant*innen gegenüber.
Aber nur das eine oder das andere allein entspricht nicht der Realität. Denn der Großteil der Prostitution findet in der Normalität zwischen diesen beiden Extremen statt. Diese Personen führen ein normales Leben, das aber unsichtbar gemacht wird. Weil die Medien eben nicht darüber berichten. Weil die Medien größtenteils das Narrativ von Prostitution als Zwang verbreiten.
Kurz-Übersicht zum Programm:
Zu den Öffnungszeiten wird ein Awareness-Team ansprechbar sein.
Sonntag, 01. Juni 2025
10:30 Uhr Gottesdienst: Tamar – Eine Frau verschafft sich Recht (Genesis 38) – Eröffnungsgottesdienst
13:00 Uhr Inputvortrag mit Diskussion: Menschenhandel und Sexarbeit
15:00 Uhr Vortrag mit Diskussion: Entkriminalisierung in der Sexarbeit – was ist das eigentlich? – Vergleich verschiedener Regelungsmodelle für Sexarbeit und praxisbezogene Erklärung
18:00 Uhr Performance: Sex and Violin
18:45 Uhr Vortrag: Huren in Bewegung – 50 Jahre Kämpfe für Selbstbestimmung und Anerkennung
Montag, 02. Juni 2025: 50. Internationaler Hurentag
12:00 Uhr Besinnung am Mittag: Mittags-Andacht
13:30 Uhr Performance: EXISTING & LONGING
15:30 Uhr Vortrag: Migrantische Personen in der Sexarbeit – Aspekte aus Sicht des Gesundheitsamtes Leipzig
18:00 Uhr Vortrag: Was brauchen Sexarbeiter*innen? Ergebnisse einer bundesweiten qualitativen Studie
Dienstag, 03. Juni 2025
alle Referent*innen am Dienstag sind trans*, nicht-binär bzw. genderqueer
12:00 Uhr Besinnung am Mittag: Mittags-Andacht
13:30 Uhr Performance und Lesung (deutsch/englisch/französisch): FREIKAUFEN
15:30 Uhr Vortrag: Working under the Nordic Model
18:00 Uhr Vortrag: Trans* sein in der Sexarbeit
Mittwoch, 04. Juni 2025
12:00 Uhr Besinnung am Mittag: Mittags-Andacht
13:30 Uhr Vorträge: Eltern in der Sexarbeit: zwischen Doppelbelastung, (Co-) Stigmatisierung und mobiler Mutterschaft
15:30 Uhr Vortrag: Aus dem Leben einer selbstbestimmten Sexarbeiterin
18:00 Uhr Lesung: Warum sie uns hassen
Im Anschluss Podium: Gespräch über die Lesung „Warum sie uns hassen” + Rück- und Ausblicke auf 4 Tage Dialograum Sexarbeit
Künstlerische Arbeiten: So, 01. Juni – Mi, 04. Juni 2025
SEXWORKERS – Das ganz normale Leben (2021)
Tim Oehler (Fotograf, Hamburg)
Aus dem gleichnamigen Buch werden in der Ausstellung 12 Sexarbeiter*innen sowohl in Ihrem Berufs – als auch Lebensalltag gezeigt. In sehr persönlichen Texten schildern die Teilnehmer*innen zudem ihre Sicht auf die Sexarbeit und ihr jeweiliges Selbstverständnis in dieser diversen Branche. Das Buch zur Ausstellung kann auch in der Peterskirche erworben werden.
NBSW (2024)
Meret Eberl (Fotografin und Assistentin, Berlin)
In „NBSW“ geht es um die Erfahrungen von nicht-binären Personen, die in der Sexarbeit tätig sind oder waren und somit in persönlicher sowie beruflicher Entwicklung immer wieder für ihre bloße Daseinsberechtigung einstehen müssen.
EXISTING AND LONGING (2022)
Tia Morgen (Autorin, Hörspielmacherin und Künstlerin, Berlin)
Die Polaroid-Serie und 42-minütige Soundinstallation entstanden aus Interviews, andauernden Gesprächen und Begegnungen mit 31 Sexarbeiter*innen aus 14 verschiedenen Ländern, die in deutschen Großstädten in unterschiedlichen Bereichen der Sexindustrie arbeiten.
EXISTING AND LONGING ist ein intimes Portrait und ein kollektives Archiv von Erfahrungen und Wissen, in dem Widersprüche, Zweifel und vielschichtige Nuancen ihren Platz finden. Gefördert durch den Berliner Senat und Hydra e.V.
EINBLICKE …
in den Berufsalltag von Sexarbeiterinnen (2014) Dr.Mareen Heying (Historikerin, Bochum)
& Monica Brauer (Fotografin, Düsseldorf)
Die Ausstellung „Einblicke“ basiert auf acht Interviews, die Mareen Heying mit sechs Prostituierten und zwei Sozialarbeiterinnen geführt hat. In der Ausstellung kommen nur die Sexarbeiterinnen zu Wort. Die Fotografin Monica Brauer zeigt dazu zehn Fotos aus dem sog.„Rotlichtmilieu“.
NEXT DOOR: RELOADED (2021/2025)
Studio Urbanistan (Clara Minckwitz, Julia Lehmann, Ramadan Jabar)
In NEXT DOOR sprechen Sexarbeiter*innen, über die Zwischentöne ihrer Arbeit: über die Bedingungen und die Pandemie, über Superkräfte und das Erfinden einer Figur, über persönliche Grenzen, den Umgang mit Stigmatisierung, Rechtfertigungen und Moralvorstellungen.
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Instagram: @buendnis.hurenaufstand1975
Link zur Veranstaltung: https://www.kirche-leipzig-sued.de/nachrichten/dialograum-sexarbeit.html
Veranstaltende Gruppe: Bündnis Hurenaufstand 1975
Sprache des Events: Deu / Engl
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